Videospiele
von Hariolf - Hajo Heschke
 

Japan, das ist das Land der Arbeitnehmer, die immer erst nach ihrem Chef das Büro verlassen, Der Schüler, die jeden Tag von morgens bis abends lernen, um die Universität besuchen zu können, die ihnen den Weg zur Karriere öffnet. Der Touristen, die diszipliniert dem Fähnchen einer Gruppenleiterin folgen. Diese und noch einige andere in diese Richtung weisende Bilder sind es oft, die dem sich mit Japan peripher beschäftigenden Personen zu diesem Land einfallen. Aber Japan ist viel mehr.

Es ist auch das Land der kreativen, zukunftsweisenden Freizeitgestaltung. Natürlich, vieles in diesem Bereich ist durch die Amerikaner inspiriert, aber Japan kann auch viele Eigenkreationen für sich in Anspruch nehmen, Gerade im Bereich der Entertainment - Elektronik gibt es immer wie der Erfindungen, die die Herzen vieler Menschen der Erde höher schlagen lassen. Von Zeit zu Zeit auch das meine.

Den Videospielen haftet in Deutschland zweifellos der Charakter des Kindischen an. Er wird ihn hierzulande vielleicht nie verlieren. Das ist in Japan anders. Dort kennt die Begeisterung keine Altersgrenzen. Da liefert sich der vierzigjährige Manager -wenn er denn Zeit hat - mit seinem siebenjährigen Sohn einen virtuellen Karatekampf auf Biegen und Brechen und wird dann doch meist eine Niederlage verkraften müssen, weil der Kleine die Schlagtechniken einfach besser beherrscht. Oder es wird die Fußball - Weltmeisterschaft per Videospiel simuliert, wobei jedem einzelnen Akteur eine individuelle Frisur und Gesichtsform zugebilligt werden. Außerdem wird jede Aktion von einem geschwind japanisch redenden, angesichts der hervorragenden Spielzüge fast in Ekstase verfallenden Reporter kommentiert. Es gibt jedoch noch andere Spielkonzepte von japanischen Soft- und Hardwarehäusern.

Ein faszinierendes Spiel durfte ich selbst kennenlernen. Man nennt es Biohazard. Ziel ist es, einen Freund aus einem riesigen, verwunschenen Haus zu retten. Um die richtige Atmosphäre aufkommen zu lassen, baut man eine ca. zwei qm große Leinwand auf, verbindet die Spielkonsole mit dem Projektor, schaltet das Licht aus und schließt sich ein. Dann kann der Kampf mit langsam zerfallenden Zombies, tollwütigen Hunden und die Augen des virtuellen Alter Ego suchenden Krähen beginnen. Die Graphik ist klasse und die Musik inspirierend.

Sensibleren Naturen kann es durchaus passieren, daß sie danach einige Nächte bei angeschaltentem Radio zu Bett gehen. Nintendo, Sony, Sega, Konami und andere in diesem Genre tätige japanische Firmen, haben aber noch viele weitere Überraschungen für ihre Kunden zu bieten. So wurden schon vor geraumer Zeit, moralisch natürlich zu beanstandende, Maschinenpistolen entwickelt, die dem Spieler eine größere Realitätsnähe bieten sollen oder man fährt auf einem Snowboard einen mit Hindernissen bespickten Hang hinab, der die Beinmuskulatur ordentlich beansprucht.

Die marktbeherrschenden japanischen Spielkonsolen werden von Jahr zu Jahr leistungsstärker und ermöglichen demgemäß eine Realitätsnähe, die vor vier, fünf Jahren noch für undenkbar gehalten wurde. So ist es beispielsweise per Videospiel möglich, Erfahrungen im Umgang mit dem anderen Geschlecht zu sammeln und wer weiß, vielleicht klappt es dadurch beim nächsten Date besser ...

Die Verkaufszahlen von Videospielen in Japan sind imponierend, Magazine die sich mit diesem Thema beschäftigen, erreichen jede Woche hohe Auflagen. Dort werden den Lesern, die neuesten Tricks zum Besiegen eines schier unverwundbar erscheinenden Endgegners aufgezeigt oder man kann lesen wo der Käse gefunden werden kann, mit dem die zum Verjagen des den Ausgang blockierenden Elefanten nötige Maus aus ihrem Versteck gelockt wird.

Aus Japan kommen immer wieder neue, überraschende Ideen oder Verbesserungen, die die Anhängerschaft von Videospielkonsolen auch in der westlichen Hemisphäre vergrößert. Schon die gegenwärtigen Spiele ermöglichen es den Spielern, sich in der Videowelt zu verlieren. Die Entwicklung wird voranschreiten, die Graphiken besser, der Sound voller und das Spielkonzept komplexer werden. Virtual Reality wird in den Privathaushalt Einzug halten. Bald wird es so ausgereift sein, daß sich die Grenzen zwischen Fiktion und Realität für den User auflösen. Er wird auf dem Rücken eines Drachen über das Meer reiten können oder ferne Galaxien, die noch nie ein Mensch zuvor gesehen hat, erforschen und glauben er sei ein Held. Und Japans Programmierern wird hierbei sicherlich eine Vorreiterrolle zukommen. Vielleicht wird es dann auch in Deutschland geschehen, daß ein etwas ergrauter Papa seinem Sohn die Playstation stibizt, um damit eine schöne Jungfrau aus den Klauen eines Ungeheuers zu befreien und ihn die virtuelle Belohnung aufgrund seines durcheinandergeratenen Hormonhaushalts nächtelang nicht schlafen läßt.

Jedem Japanbesucher möchte ich empfehlen, einen der riesigen Spielpaläste aufzusuchen, in denen die neuesten Elektronikkreationen der Entertainmentbranche Japans zu finden sind. Hier darf jeder der oder das sein was er sein möchte. Der Alltag bleibt vor der Tür stehen, bis man sich in ihn zurückbegibt. Eine mehr oder weniger witzige Idee ist wohl die Boxkampf-Simulationsmaschine bei der der Gegner über einen Scanner das Gesicht einer Person annehmen kann, deren Photo man mitnahm. Die Möglichkeiten hierbei sind unbegrenzt. Vielleicht der ungerechte Lehrer (?) oder auch ein zu gestrenges Elternteil oder der kleine Bruder. Fraglich natürlich ob die Maschine einem im Leben wirklich , weiterhilft, aber Spaß machen kann diese Art des Streßabbaus natürlich schon.

Japan bietet seinen Besuchern viele Möglichkeiten der Freude und der Unterhaltung. Und immer neue kommen hinzu. Man darf gespannt sein, , weiches die nächsten Entwicklungen dieses Landes sein worden. Freuen wir uns, dabei sein zu können ...

Aktualisiert: 10.05.2001   |   Kontakt: Webmaster  |  © japonet 2001