(Be-) Trinken in Japan
von Snjezana Krcmar
 

Japaner trinken, wie die meisten von uns, sehr gerne Alkohol. Im Unterschied zu den meisten anderen asiatischen Ländern frönen Menschen beiderlei Geschlechts diesem feuchtfröhlichen Hobby. In regelmäßigen Abständen betrinkt man sich hemmungslos, vermutlich als Entspannungsmaßnahme gegen die Zwangsjacke guten Benehmens, das während der Arbeit gefordert ist. Von Büroangestellten wird erwartet, daß sie an den Besäufnissen teilnehmen, um so den Zusammenhalt der Gruppe zu festigen,

Abends um 23.00 Uhr scheint in den Straßen Tôkyôs jeder Passant mehr oder minder angeheitert zu sein. Glücklicherweise sind die Japaner ziemlich gutmütige Trinker, es kommt äußerst selten (v.a. in den heißen Sommermonaten) zu Gewalttätigkeiten. Eine neuere Umfrage hat ergeben, daß 12 Prozent aller japanischer Männer sich täglich berauschen, und 70 Prozent immerhin einmal pro Woche. Schlechtes Benehmen aufgrund von Trunkenheit wird schnell entschuldigt, aber für Trunkenheit am Steuer kassiert die Polizei hohe Bußgelder.

Möglichkeit Nr 1: BIIRU

Bier ist das Lieblingsgetränk der Japaner, das erst Ende des vergangenen Jahrhunderts eingeführt wurde und durchweg von guter Qualität ist. Das meistgetrunkene ist ein Lagerbier. Die bekanntesten darunter sind Asahi, Suntory, Sapporo und Kirin. Bier wird in Japan überall verkauft, angefangen von Getränkeautomaten über Bierhallen bis zu Tempelunterkünften,

Eine normale Bierbüchse aus dem Automaten kostet ca. V220, ansonsten richtet sich der Preis nach den jeweiligen Lokal und beginnt bei V550. Faßbier (nama biru) und importiertes Bier sind fast überall erhältlich,

Möglichkeit Nr.2: SAKE

In den letzten Jahren übersteigt der Bierkonsum den von sake, aber er gehört immer noch zu den Standardgetränken daheim, im Restaurant und in Kneipen. sake (Reiswein) ist ein typisch japanisches Erzeugnis, das schon seit Jahrhunderten hergestellt wird. Anfänglich war es das Privileg der kaisierlichen Hofbrauereien, später durften auch Tempel und Schreine im ganzen Land sake produzieren. Vor Schreinen oder Tempeln sieht man als Opfergaben oft Kösten voll sake aufgestapelt, und sowohl bei den meisten Zeremonien als auch bei Festen spielt er eine wichtige Rolle. Es braucht etwa zwanzig Tage, um aus dem Gemisch von Wasser, Reis und Malz den Reiswein zu fermentieren. Er wird zum größten Teil gleich nach der Herstellung getrunken, denn man nimmt nicht an, daß er durch Lagerung besser würde.

Einige sake sind flockig, weiß und unbehandelt, aber am verbreitesten ist der klare sake, der in drei Qualitätsstufen auf dem Markt ist: tokkyû (Spitzenklasse), ikkyû (l. Klasse) und nikyû (2. Klasse).

(süß). Abgesehen von den riesigen nationalen Herstellern existieren Tausende von löndlichen, die jizake (regionalen sake) produzieren.

Letzterer wird normalerweise ausgeschenkt. Diese drei gibt es jeweils karakuchi (trocken) und amakuchi (süß). Abgesehen von den riesigen nationalen Herstellern existieren Tausende von ländlichen, die jizake (regionalen sake) produzieren.

sake serviert man normalerweise warm (atsukan), manchmal aber auch kalt (hijyazake) oder im Sommer mit Eis (reishu). Kalt wird er meistens in masu (kleinen Holzschachteln, die normalerweise als Meßbecher dienen) mit einer Prise Salz auf der Ecke der Schachtel gereicht. Denjenigen, die die schnelle Wirkung von Alkohol bevorzugen, ist warmer sake zu empfehlen, da dieser schneller als der kalte ins Blut geht. Also Vorsicht, man sollte die Wirkung von durchschnittlich nur 17 Prozent Alkoholgehalt nicht unterschätzen!

Sake wird in einer Reihe verschiedener Gefäße kredenzt, z.B. in Keramikkrügen, Glaskrügen und Flaschen, aber Bars und Restaurants ziehen die schlanken 180m1Tonkaraffen tokkuri vor. Eine Karaffe kostet circa Yen 250 und reicht aus, um den Minibecher sakazuki mehrmals zu füllen.

Möglichkeit Nr. 3: SHOCHU

Wer schnell und preiswert den irdischen Sorgen entfliehen möchte, findet ein wirkungsvolles Mittel dazu im

shôchû. Dieser 30prozentige Schnaps hat eine beachtliche Aufwertung erfahren - während der Edo-Zeit wurde er als Desinfektionsmittel benutzt, jetzt ist er ein Mode getränk. Man kann ihn als oyuwari (mit heißem Wasser, wie Grog) oder als Longdrink chuhai (mit Soda und Zitrone) genießen. Eine 720mI-Flasche kostet ungeföhr Y 600 und ist damit im Vergleich zu anderen harten Sachen recht billig.

TR1NKGEWOLINHEITEN DER

JAPANER

Wenn man sich in japanischer Gesellschaft befindet, ist es üblich, daß man das Glas des Nachbarn füllt und sich das eigene füllen läßt. Wenn alle Gläser voll sind ertönt im Chor das bekannte kanpai! (Prost) - das Zeichen zum Auftakt. Da jedoch ständig nachgegossen wird, kann es passieren, daß aus dem Glas ein Faß ohne Boden wird. Wer genug hat, sollte einfach das Glas mit der flachen Hand bedecken.

ALKOHOL-KATER

Auch in Japan gibt es Mittel, die helfen, einen Kater (futsokayoi) zu vertreiben. Für den "Morgen danach" empfiehlt man zum Beispiel gesalzene Pflaumen (umeboshi) in grünem Tee (sencha). Auch Gewürznelkentee findet große Anwendung. Im ländlichen Tohoku wird eine andere Kräutermedizin empfohlen, für die man eine Handvoll senburi (ein Heilkraut) benötigt, daß drei Stunden lang in einer Tasse mit heißem Wasser eingeweicht wird, aber entsetzlich bitter schmeckt. Weniger brutal kuriert man sich mit einem Teller voll ramen - Nudeln, Reissuppe (ochazuke) oder Dattelpflaumen (kaki).

Und wenn das alles nicht hilft, kann man sicher immer noch die Sympathien sämtlicher Japaner aus der Umgebung versichern, indem man den Kopf in beide Hände stützt und stöhnt: Kinô o nomisugimashita (ich habe gestern zuviel getrunken).

Aktualisiert: 10.05.2001   |   Kontakt: Webmaster  |  © japonet 2001