Reisbörse. Registrierung bald wieder obligatorisch?

Das Landwirtschaftsministerium erwägt, Reishändler wieder auf die Registrierung bei der Reisbörse (kome kakaku sentâ) zu verpflichten. Diese Pflicht ist zwar gerade erst im letzten Jahr abgeschafft worden. Man habe aber entdeckt, daß der Verband der Landwirtschaftskooperativen Japans (Zenkoku nôgyô kyôdô kumiai rengôkai, kurz Zennô) bei einem Handel den Preis nach oben manipuliert hatte, und halte die Registrierungspflicht für ein probates Mittel, derlei zu erschweren. Ein anderes Motiv könnte aber auch sein, daß vier ehemalige Beamte (OB = old boys), die nach ihrem Ausscheiden aus dem Ministerium in die Reisbörse gewechselt sind (amakudari), deren Einnahmen zu vermehren bestrebt sind.

Bis 2003 waren die meisten Reishändler per Erlaß verpflichtet, ein Drittel des Reishandels über die Reisbörse abzuwickeln. Diese Pflicht entfiel im April 2004, als die Novelle des Nahrungsmittelgesetzes (shokuryô hô), die die Liberalisierung des Reishandels vorantrieb, in Kraft trat.

Für jedes Geschäft, das durch ein Gebot (nyûsatsu) bei der Börse zustandekommt, führen Käufer und Verkäufer pro 60 Kilogramm Reis einen Beitrag (kyoshukkin) von 2 ¥ ab. Da die Händler, als sich ihnen die Möglichkeit dazu bot, diesen Beitrag liebend gern selbst behielten und dazu übergingen, ihre Transaktionen ohne Einschaltung der Börse abzuwickeln, sank die dort gehandelte Reismenge, aufgrund der katastrophalen Mißernte von 2003 ohnehin schon reduziert, noch einmal drastisch. Das war für die Börse, die sich hauptsächlich durch die Beiträge finanziert, ein harter Schlag.

[Illustration, nicht aufgenommen] Bei dem unrechtmäßigen Geschäft, das im April ans Licht gekommen war, hatte Pearlrice Akita, eine hundertprozentige Tochter von Zennô, nach einer geheimen Absprache mit der Hauptsektion Akita von Zennô ein absichtlich überhöhtes Gebot abgegeben und dadurch vor Akita Komachi und anderen Konkurrenten den Zuschlag (rakusatsu) erhalten. Das Ministerium ist der Auffassung, die Verringerung der an der Börse gehandelten Reismenge habe das Entstehen spezieller Verbindungen zwischen Käufer und Verkäufer und eine Erhöhung der Preise begünstigt.

14. 5. 2005, S. 9 (Frank Böhling)