Takano Akio. Ein Leben für die Musik von Bach

[Illustration, nicht aufgenommen]

Am 29. Mai beginnt das Bachfest in Leipzig, wo Johann Sebastian Bach, der als der „Vater der Musik“ gilt, die zweite Hälfte seines Lebens verbrachte. Takano Akio (44) ist für die Erstellung des Programms und die PR des inzwischen über 100 Jahre alten Festes zuständig.

Er stammt aus Toyama, wo er mit seinen Eltern, die dort eine kleine Stehkneipe (tachinomiya) betreiben, in einer winzigen Zweizimmerwohnung lebte. Er wurde, wie er erzählt, wegen seiner Armut häufig gehänselt. Als Neuntklässler bekam er von seinem Musiklehrer, dem er leid tat, eine Eintrittskarte für ein klassisches Konzert geschenkt. Während er den feierlichen Klängen lauschte, fühlte er sich wie im siebten Himmel.

1990, direkt nach dem Abschluß der Universität, kam für ihn mit der deutschen Wiedervereinigung, die das Reisen nach Ostdeutschland erleichterte, die entscheidende Wende. Beim Besuch der Thomaskirche in Leipzig schlug er dem Kantor vor, als Gegenleistung für die Pflege des Bach-Grabes im Pfarrhaus kostenlos wohnen zu dürfen.

Da sein Aufenthalt auf drei Monate befristet war, kehrte er danach kurz nach Japan zurück, um sich dort das Geld für eine erneute Rückreise nach Leipzig zu verdienen, wo er vorerst vier Jahre blieb.

Um der unsicheren Situation zu entkommen, suchte er sich in Japan eine feste Anstellung, kündigte aber schon bald wieder, weil er sich nicht ausgefüllt fühlte. Da schickten ihm die Leipziger Pfarrer, denen seine Notlage zu Ohren gekommen war, ein Flugticket mit den Worten „Komm zurück!“. Seitdem arbeitet er im Bach-Archiv Leipzig, wo er im Alter von 40 Jahren eine feste Anstellung erhielt. Im Jahr darauf lernte er im Flugzeug seine zukünftige Frau Reiko kennen.

Das Bachfest bietet 60 Konzerte in zehn Tagen, zu denen 50.000 Besucher erwartet werden. „Ich möchte das Fest zum Erfolg führen und damit der Stadt meinen Dank abstatten, die mich gerettet hat.“ Er träumt davon, bis an sein Lebensende in der Stadt Bachs zu bleiben.

1. 5. 2005, S. 2 (Laura Kaltwaßer, Freie Universität Berlin)