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Japaner im Irak entführt und ermordet ċ innen- und außenpolitische Reibereien wegen Besuchen im Yasukuni-Schrein ċ widersprüchliche Signale aus Pjöngjang ċ Anzeichen für Konjunkturaufschwung ċ Preisabsprachen bei öffentlichen Bauaufträgen ċ Aufarbeitung des Zugunglücks in Amagasaki

In Referenden über einen europäischen Verfassungsentwurf stimmt die französische Bevölkerung mehrheitlich mit non (31. 5.), die holländische mit nee (3. 6.).

In der usbekischen Stadt Andischan sollen Sicherheitskräfte die Besetzung von Verwaltungsgebäuden und Geiselnahmen durch bewaffnete Gruppen gewaltsam beendet haben. Unterschiedliche Meldungen sprechen von vielen hundert Toten und Verletzten, darunter viele Frauen und Kinder (15. 5.). Zahlreiche Menschen flüchten vor den gewalttätigen Auseinandersetzungen in dem Grenzort Karasu nach Kirgistan (19. 5.).

Die zunehmende Fokussierung auf die Berichterstattung über Asien dringt gelegentlich bis auf die erste Seite vor, so im ersten Teil einer Serie „Asien am Scheideweg“ (kiro no Ajia) über die Folgen von Industrialisierung und Wachstum in dem Himalaya-Staat Butan (22. 5.), in Thailand (23. 5.) und der Mongolei (24. 5.).

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Saitô Akihiko (44), ein Mitarbeiter der englischen Sicherheitsfirma Hart, wird am 9. 5. von der sunnitischen Terrorgruppe Ansar-al-Sunna im Westirak bei einem Gefecht schwer verletzt und entführt (11. 5.). Saitô war, wie ein südafrikanischer Kollege berichtet, bewaffnet und hat zur Verteidigung auch von der Waffe Gebrauch gemacht (12. 5.). Ansar-Al-Sunna verbreitet am 15. 5. ein Video mit Aufnahmen von dem Überfall über das Internet. Es enthält keine Hinweise auf das Schicksal von Saitô (16. 5.). [Illustration, nicht aufgenommen] Ein weiteres Video, das Ansar-Al-Sunna über das Internet verbreitet, zeigt u. a. den Ausweis und die mutmaßliche Leiche von Saitô (29. 5.). Bei mehreren fast gleichzeitigen sogenannten Selbstmordanschlägen kommen in drei irakischen Städten mindestens 71 Menschen, die meisten Zivilisten, ums Leben (12. 5.).

Der Vorsitzende der taiwanesischen People First Party James Soong äußert bei einem Besuch in Beijing am 12. 5. nach einem Gespräch mit dem Staatschef und KPCh-Vorsitzenden Hu die übereinstimmende Auffassung, es sei an dem „einem China“ festzuhalten und allen weitergehenden taiwanesischen Unabhängigkeitsbestrebungen entgegenzutreten (13. 5.).

Der chinesische Staatschef kritisiert am 22. 5. anläßlich eines Besuchs der Generalsekretäre von LDP und Kômeitô, Takebe Tsutomu und Fuyushiba Tetsuzô, in Beijing Stellungnahmen der japanischen Regierung zu offiziellen Besuchen im Yasukuni-Schrein, zur Darstellung der Zeitgeschichte in japanischen Geschichtslehrbüchern und zum Verhältnis Festlandchinas zu Taiwan (23. 5.).

[Illustration, nicht aufgenommen] Aus Verärgerung über die Yasukuni-Besuche rechtfertigende Äußerungen bricht am 23. 5. die stellvertretende Ministerpräsidentin Wu Yi vorzeitig ihren Japan-Besuch ab, ohne wie geplant mit Ministerpräsident Koizumi zu einem Gespräch zusammenzutreffen (24. 5.). Am 24. 5. macht ein Vertreter des chinesischen Außenministeriums ausdrücklich „eine Reihe von (guten) chinesisch-japanischen Beziehungen abträgliche Äußerungen“ insbesondere zu den Besuchen im Yasukuni-Schrein für den Besuchsabbruch verantwortlich. Koizumi signalisiert seinerseits fortdauernde Gesprächsbereitschaft; schließlich habe nicht er das Gespräch abgesagt (25. 5.). Die Koalitionspartei Kômeitô fordert den Ministerpräsidenten auf, hinsichtlich der Schreinbesuche „Selbstbeschränkung“ (jishuku) zu üben (26. 5.).

[Illustration, nicht aufgenommen] Die Asahi Shimbun führt zu diesem Thema am 28. und 29. 5. eine Umfrage durch: (von oben) 1. „Der Ministerpräsident sollte seine Besuche im Yasukuni-Schrein“ (links, alle Angaben in %) „einstellen“, (rechts) „nicht einstellen“ (unten: „andere, keine Antwort“). 2. „Ich“ (links) „billige“, (Mitte) „billige nicht die Haltung des Ministerpräsidenten gegenüber China“ (rechts: „andere, keine Antwort“). 3. „Ich kann die chinesische Sicht des Yasukuni-Problems“ (links) „verstehen“, (Mitte) „nicht verstehen“ (rechts: „andere, keine Antwort“).

Unterhauspräsident Kawano Yôhei gelangt zusammen mit den fünf ehemaligen Ministerpräsidenten Kaifu, Miyazawa, Murayama, Hashimoto und Mori nach einem Gespräch in seiner Dienstvilla am 1. 6. zu der übereinstimmenden Auffassung, der Ministerpräsident habe bei Besuchen des Yasukuni-Schreins „äußerste Vorsicht“ walten zu lassen (shinchô ni mo shinchô o kasaneru beki). Kawano bezeichnet seine Initiative als „privat“ (kojinteki), politische Beobachter verweisen gleichwohl auf die politische Signifikanz der „extrem ungewöhnlichen“ Versammlung einer so großen Zahl ehemaliger Ministerpräsidenten (2. 6.).* Der Leiter der politischen Redaktion fordert den Ministerpräsidenten in einem namentlich gezeichneten Leitartikel auf, Gründe des nationalen Interesses für seine Schreinbesuche anzugeben (shushô wa kokueki o katare, 3. 6., s. S. 17).

* Liebhaber der japanischen Innenpolitik werden angesichts dieses Juwels politischer Symbolik einen Ausruf des Entzückens nicht unterdrücken können: Der „Privatmann“ Kawano tritt dem „Privatmann“ Koizumi entgegen und zitiert als Orakel über dem Parteiengezänk stehender Weisheit nicht etwa seine Frau oder Kindermund oder „die Bevölkerung“, sondern gleich fünf wie Cincinnatus aus dem intriganten Kasumigaseki auf die heimische Scholle zurückgekehrte Premierminister, deren teilweise biblisches Alter in dem auch konfuzianisch geprägten Japan kein Nachteil sein kann. Kawanos Schachzug zeugt nicht nur von geradezu florentinischer Klugheit, sondern auch von viel Sportsgeist, denn die Latte ist jetzt hoch gelegt: Wann wird es jemand gelingen, sechs noch lebende Ex-Ministerpräsidenten zusammenzubringen? (d. Ü.)

Auf dem japanisch-südkoreanischen Gipfeltreffen, das am 20. 6. in Seoul stattfinden wird, wird Ministerpräsident Koizumi als ein Zeichen seines guten Willens zur Verbesserung der beiderseitigen Beziehungen bekanntgeben, daß vom nächsten Jahr an auch Hinterbliebene von im Pazifischen Krieg gefallenen Soldaten und anderem Militärpersonal koreanischer Staatsangehörigkeit, die deren letzte Ruhestätte im Ausland besuchen wollen (irei no tabi, wrtl. Reisen zur Besänftigung der Seelen), finanziell unterstützt werden. Nach offiziellen japanischen Schätzungen sind von ca. 240.000 Koreanern, die in den Reihen der Kaiserlichen Japanischen Armee kämpften, 22.000 gefallen (29. 5.).

Das Patroullienboot „Tatsugumo“ der Wasserschutzpolizei stellt am 31. 5. um 23 Uhr 30 in der Nähe der Insel Tsushima innerhalb der japanischen exklusiven Wirtschaftszone (EEZ) das mit Reusen auf Meeraale (anago) gehende südkoreanische Fischerboot „Sinpung“.

[Illustration, nicht aufgenommen]

Bei einem Inspektionsversuch gelingt es zwei von drei Beamten, die Brücke zu erreichen, wo sie von der zehnköpfigen Mannschaft aber überwältigt werden. Nachdem die südkoreanische Meerespolizei um Mithilfe gebeten wird, stoppt ein Schutzschiff die Sinpung 60 km tief in der südkoreanischen EEZ. Japanische Forderungen, die Beamten frei- und eine Inspektion zuzulassen, werden unter Hinweis auf die Notwendigkeit einer Prüfung des Sachverhalts vorläufig zurückgewiesen (2. 6.). Am folgenden Tag wird eine diplomatische Ausweitung des Konflikts dadurch vermieden, daß der Kapitän die beiden Beamten freiläßt und sich mit der Zahlung eines Pfandes (tanpokin) in Höhe von 500.000 ¥ einverstanden erklärt, das bei wiederholtem Fischen in japanischen Gewässern einbehalten wird (3. 6.).

Aus Regierungskreisen verlautet, daß auf der philippinischen Insel Mindanao zwei Männer aufgegriffen worden seien, bei denen es sich, worauf einige bei ihnen angetroffene Gegenstände hindeuten, um ehemalige Soldaten der Kaiserlichen Armee handeln könne. Die Bekanntmachung erfolge aus Gründen des Schutzes der „Privatsphäre“ (puraibashî) nicht „offiziell“ (seishiki ni) (27. 5.). Beamte der philippinischen Botschaft und des Ministeriums für Gesundheit, Soziales und Arbeit bemühen sich um den direkten Kontakt mit den beiden Männern (28. 5.).

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Das nordkoreanische Außenministerium gibt am 11. 5. bekannt, aus der Anlage Yonbyon 8.000 abgebrannte Brennstäbe entnommen zu haben. Es wird befürchtet, daß daraus Plutonium für die Herstellung von Atomwaffen gewonnen wird (12. 5.). Ein hoher Beamter des State Department hat den Vizebotschafter Nordkoreas bei den Vereinten Nationen angerufen und mit ihm über eine Wiederaufnahme der Sechsergespräche gesprochen (16. 5.). Der US-Sonderbeauftragte für Nordkorea Joseph DeTrani hat, wie am 20. 5. bekannt wurde, am 13. 5. die UN-Vertretung Nordkoreas besucht und dem Land die Anerkennung der Souveränität und die Normalisierung der bilateralen Beziehungen für den Fall in Aussicht gestellt, daß Nordkorea die Sechser-Gespräche wieder aufnimmt und auf ein atomares Rüstungsprogramm verzichtet (20. 5.).

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Die japanische Regierung hat mehrere Berichte amerikanischer Stellen erhalten, die Erderschütterungen verzeichnen, die auf unterirdische Kernwaffentests in Nordkorea hindeuten könnten (21. 5.). Der frühere südkoreanische Präsident Kim Dae-jung äußert in einem Gespräch mit der Asahi Shimbun die Ansicht, Nordkorea sei zu unterirdischen Atomtests nicht in der Lage, und im übrigen wären diese, selbst wenn sie den nordkoreanischen Forderungen gegenüber den Vereinigten Staaten Nachdruck verleihen sollten, ohnehin kontraproduktiv. Andererseits appellierte er an die USA, den direkten Dialog mit Nordkorea zu beginnen (25. 5.).

Am 25. 5. geht die Konferenz der Signatarstaaten des Vertrags zur Nichtverbreitung von Kernwaffen (Nuclear Non Proliferation Treaty, NPT) ergebnislos zuende. Man hatte sich nicht auf ein gemeinsames Abschlußdokument einigen können (27. 5.).

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Japan und Amerika werden sich bis zum Juni auf zwei Pläne für eine Verteidigungskooperation geeinigt haben: Der Plan für eine gemeinsame Strategie (kyôdô sakusen keikaku) nimmt dabei den Verteidigungsfall für Japan (Nihon yûji), der Plan für gegenseitige Unterstützung (sôgô kyôryoku keikaku) ein „Vorkommnis in der Umgebung“ (chûhen jitai) an; das realistischste Szenario geht dabei von einem Krieg zwischen der Volksrepublik China und Taiwan aus. Ein wesentliches Ergebnis wird die Reduzierung der permanenten amerikanischen Militärpräsenz im Austausch für eine Bereitstellung verschiedener infrastruktureller Einrichtungen in den genannten Krisenfällen sein (12. 5.).

Die Regierung wird etwa 100 Mrd. ¥ aufwenden, um die Lärmschutzinstallationen im Umkreis der amerikanischen [Illustration, nicht aufgenommen] Marinebasis Atsugi (Präf. Kanagawa) auf etwa 50. 0000 weitere Haushalte auszudehnen. Die Basis liegt zwischen (im Norden) Yamato und Ayase. Die neu hinzukommenden geschützten Gebiete (schraffiert) liegen in der Nähe von Machida (im Norden) und Fujisawa (22. 5.).

Sechs aus den Jahren 1953 bis 1972 stammende, kürzlich von japanischen Wissenschaftlern in amerikanischen Archiven aufgefundene Dokumente belegen, daß sich der Shôwa-tennô amerikanischen Beamten gegenüber wiederholt für die Fortsetzung der militärischen Präsenz der Vereinigten Staaten in Japan ausgesprochen hat. Dies dürfte Fragen nach der politischen Macht des „Symbols des Staates“ aufwerfen (1. 6.).

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Die Bevölkerung ist in den Zentren der mittleren Großstädte (über 500.000 Einwohner) seit den siebziger Jahren um durchschnittlich 20 % zurückgegangen. Um dieser Aushöhlung (kudôka) zu begegnen, wird im Juni ein Fonds eingerichtet, der in den Bau von Mietwohnungen (chintai manshon) investieren soll. Er soll in den nächsten fünf Jahren mit insgesamt 30 Mrd. ¥ jeweils bis zu 30 % der Kosten jeder Wohnung decken. Es handelt sich um das größte Wohnungsbauprogramm seit der unmittelbaren Nachkriegszeit (16. 5.).

Einen Urteil des Landgerichts Kanazawa vom 30. 5. zufolge ist die Speicherung persönlicher Daten im Einwohnermeldenetz (jûmin netto, s. ASD Nr. 244, S. 10–17) gegen den ausdrücklichen Willen der Betroffenen ein Verstoß gegen das durch Artikel 13 der Verfassung garantierte Recht auf informationelle Selbstbestimmung. Einer an Staat und Präfektur gerichteten Forderung von 28 Bürgern nach Löschung ihrer Daten wurde deshalb stattgegeben, ihrer Forderung nach Schmerzensgeld jedoch nicht (31. 5.).

Das im Rahmen der Reform des Sozialversicherungsamts (shakai hoken chô) geplante neue öffentliche Rentenamt wird nach einem Entwurf der LDP als eigenständige, nicht mehr dem Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Soziales extern zugeordnete Sonderbehörde frühestens 2008 gegründet werden. Solche „eigenständigen Sonderbehörden“ (tokubetsu no kikan) sind z. B. das Landesvermessungsamt (kokudo chiri in), das Amt für Reaktorsicherheit (genshiryoku anzenċhoan in), die Nationale Polizei (keisatsuchô, entspricht dem amerikanischen FBI oder dem deutschen BGS, der in Kürze in „Bundespolizei“ umbenannt werden soll, d. Ü.) und die Nationale Staatsanwaltschaft (kensatsuchô). Im darauffolgenden Jahr soll eine finanzielle Evaluation erfolgen und dann noch einmal über die Organisationsform und auch über die Möglichkeit einer Selbstverwaltungskörperschaft (dokuritsu gyôsei hôjin) nachgedacht werden (28. 5.).

Das Nationale Steueramt (Kokuzeichô) veröffentlicht am 16. 5. die namentliche Liste aller 524 Personen, die im Geschäftsjahr 2004/05 mehr als 10 Mio. ¥ Einkommensteuer zahlten. Sie wird, wie auch die Überschrift hervorhebt, angeführt von einem „Gehaltsempfänger“ (sararîman), dem 46-jährigen Kiyohara Tatsurô, Sektionsleiter einer Investmentberatungsfirma, der fast 3,7 Mrd. ¥ an das Finanzamt überwies (17. 5.).

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Nach Erhalt eines Berichts des Kartellamts wird die Staatsanwaltschaft gegen mehrere Stahlfirmen wegen des Verdachts illegaler Absprachen (dangô) bei der Vergabe öffentlicher Aufträge für den Bau von Brücken, besonders Stahlbrücken, die jährlich ein Volumen von ca. 350 Mrd. ¥ ausmachen, noch im Mai strafrechtliche Ermittlungen aufnehmen. Bekannt wurden u. a. schriftlich niedergelegte Regeln (dangô rûru bukku) zur internen Verteilung der Aufträge durch zwei zu diesem Zweck gegründete Organisationen: die „Gesellschaft K“ (Kôyôkai, „Gesellschaft der roten Blätter/des Herbstlaubs“, 17 Firmen) und die „Gesellschaft A“ (Azumakai, „Ostjapan-Gesellschaft“, 30 Firmen). Beide Kartelle mußten schon einmal geschlossen werden und hatten sich 1993 wieder gebildet. Bei 36 Personen in 30 der insgesamt 47 Firmen handelt es sich um ehemalige Beamte (OB, old boys) der staatlichen Straßenbaubehörde (Nihon dôro kôdan). Auch das Kartellamt geht dem Verdacht von Seilschaften „aus dem Himmel herabgestiegener“ (amakudari) Ex-Beamter nach (14./17./18. 5.).

Details der Kartellpraktiken werden bekannt: Der Leiter der technischen Sektion der Straßenbaubehörde hat in den Jahren 1999 bis 2001 einer Baustoffirma bestimmte Anforderungen an ein Verfahren zur Herstellung von durch Einlassung von Stahlträgern besonders belastbaren Betonträgern (pure sutoresuto konkurêto, prestressed concrete, PC) vor Ausschreibung der Spezifikation mitgeteilt. Die Firma hatte sich daraufhin die sogenannte „transparente Ummantelung“ (tômei shîsu, transparent sheath) patentieren lassen, was ihr aufgrund fehlender Wettbewerber eine Versiebenfachung der Umsätze bescherte (18. 5.). Eine ungenannt bleibende Außenseiter-Firma aus Fuku-shima, die mehrfach die intern vereinbarten Preise unterboten hatte, wurde ausmanövriert, indem eine Firma des Kartells mit einem noch günstigeren Angebot zunächst eine Ausschreibung gewann und dann dafür gesorgt wurde, daß sie die Verluste durch Berücksichtigung bei anderen Aufträgen wieder ausgleichen konnte (20. 5.).

Die acht Firmen, gegen die strafrechtliche Anzeigen angekündigt werden – Yokogawa Bridge, Miyaji Iron Works, Ishikawajima-Harima Heavy Industries, JFE Engineering, TTK, Kawada Industries, Takada Kiko, Kurimoto Iron Works – räumen mehrheitlich den Tatbestand der Absprache ein (21. 5.). Am 23. 5. erhebt das Kartellamt wie angekündigt Anklage. Bisher ist im Bereich öffentlicher Aufträge (kôji jigyô) noch nie ein Fall von solchen Ausmaßen vor Gericht gekommen. Eingefädelt wurden die Absprachen mutmaßlich von einem Sektionsleiter von Yokogawa Bridge (23. 5.). Am Nachmittag desselben Tages folgen Durchsuchungen der Büros von elf Baufirmen und über zwanzig Privatwohnungen von Managern, die der Beteiligung verdächtigt werden (24. 5.). Dabei werden Spuren von Beweisvernichtung (shôko inmetsu) entdeckt. Die eigentlichen strafrechtlichen Ermittlungen werden in Kürze beginnen (25. 5.). Am 26. 5. werden 14 Manager von Yokogawa Bridge und anderer der Absprachen verdächtigter Firmen verhaftet (26. 5.). Eine Schlüsselrolle spielte offenbar ein Ex-Beamter der Straßenbaubehörde, der nach seinem Ausscheiden bei seinem neuen Arbeitgeber Yokogawa Bridge nach Absprache mit einem Manager von Mitsubishi Heavy Industries jährlich die jeweils anstehenden öffentlichen Aufträge über Verbindungspersonen bei Ishikawajima-Harima Heavy Industries und bei den beiden „Gesellschaften“ unter den beteiligten Firmen aufteilte und möglicherweise darüber an seine frühere Behörde Bericht erstattete (29. 5.).

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94,1 % der Oberschülerinnen und Oberschüler haben zum 1. 4. eine Anstellung gefunden. Erstmals seit vier Jahren waren es wieder mehr als die Absolventinnen und Absolventen der Universitäten. Dies ergab eine Umfrage der Ministerien für Gesundheit, Arbeit und Soziales und für Kultur und Wissenschaft, deren Ergebnisse am 13. 5. veröffentlicht wurden (14. 5.).

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Fast 90 % der Firmenärzte ersetzen die Diagnose Depression (utsubyô) durch „Niedergeschlagenheit“ (yokuutsu) oder „psychosomatische Auszehrung“ (shinshin hihei), nach eigenen Angaben mit Rücksicht auf die Patienten, denen dadurch die Rückkehr an den Arbeitsplatz leichter falle. Dies ergab eine anonymisierte Umfrage der Abteilungen für Gemüts- und Geisteskrankheiten der Kansai-Klinik für Arbeitsunfälle (Kansai rôsai byôin) (18. 5.).

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Das Bruttoinlandsprodukt ist im ersten Quartal 2005 preisbereinigt bei einer Jahresrate von 5,3 % im Vergleich zum Vorjahresquartal um 1,3 % gestiegen. Verantwortlich war dafür bei sinkendem Export die unerwartet starke Binnennachfrage (18. 5.).

Die Bank von Japan beschließt am 20. 5., zwar den 2001 eingeschlagenen Kurs der quantitativen (geldpolitischen) Lockerung (ryôteki kanwa seisaku) weiter zu verfolgen, durch den die Einlagen der Geldinstitute bei der Notenbank in einer gewissen Bandbreite gehalten werden, die aktuell zwischen 30 und 35 Bio. ¥ liegt, temporär jedoch aufgrund der sich abzeichnenden konjunkturellen Erholung ein Unterschreiten zuzulassen. Beobachter sehen darin, was Notenbankchef Fukui Toshihiko noch bestreitet, die Vorbereitung für ein Anziehen der Liquiditäts-Zügel (20. 5.).

Nachdem die meisten Bilanzen 2004/05 veröffentlicht sind, hat das Shinkô-Forschungsinstitut ermittelt, daß etwa ein Drittel der an der Sektion A der Tôkyô-Börse zugelassenen Unternehmen historische Rekordgewinne erwirtschaftet haben. Zugleich steigen auf breiter Front die Dividenden (haitô) (21. 5.).

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Toyota hat am 10. 5. einen Gewinn für das Geschäftsjahr 2004/05 in Höhe von 1,712 Bio. ¥ (das sind nach dem aktuellen Wechselkurs 1 e zu 136 ¥ 12,59 Mrd. e , d. Ü.) bekanntgegeben. Dadurch wurde der letztjährige eigene Rekord, mit dem zugleich erstmals die Eine-Billion-Marke überschritten worden war, eingestellt. Der einzige Wermutstropfen: In dem Gewinn drückt sich das zunehmende Handelsungleichgewicht mit den USA aus, weshalb erneute Friktionen (masatsu) befürchtet werden (11. 5.).

Fünf von sieben Großbanken haben in den Jahresbilanzen 2004/05, die jetzt alle vorliegen, schwarze Zahlen geschrieben (die beiden Ausnahmen sind UFJ und Mitsui-Sumitomo). Eine Gesamtbilanz aller sieben ergäbe erstmals seit vier Jahren ebenfalls wieder ein Plus (733,3 Mrd. ¥). Alle erreichten das von der Politik vorgegebene Ziel, den Anteil der faulen Kredite (furyô saiken) am gesamten Kreditvolumen zu halbieren (26. 5.).

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Die Börse Tôkyô hat beschlossen, am 13. 6. den Handel mit Kanebô-Aktien einzustellen. Die Kosmetik-Firma, die inzwischen von der Organisation für industrielle Wiedergeburt und mit Geldern der Mitsui-Sumitomo-Bank umstrukturiert wird, hatte vor kurzem einräumen müssen, die Bilanzen von 2000 bis 2005 frisiert (funshoku kessan) zu haben (13. 5.).

Nach der vor kurzem angekündigten Fusion von Bandai und Namco annoncieren jetzt auch die Spielzeugfirmen Takara und Tomy für 2006 eine Zusammenführung der geschäftlichen Aktivitäten (13. 5.).

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[Illustration, nicht aufgenommen] Umsatzanteile von (von oben) Bier, Billigbier mit niedrigem Malzgehalt (happôshu) und „Bier der dritten Generation“ von Dez. 2004 bis Apr. 2005

Nachdem im April vier große Getränkehersteller Biere der dritten Generation (daisan no bîru) auf den Markt gebracht haben (s. ASD Nr. 293, S. 32), haben diese 20 % des gesamten Bierumsatzes erreicht (14. 5.).

Der Verband japanischer Einzelhandels-Genossenschaften (Nihon seikatsu kyôdô kumiai rengôkai, Koop) wird sich auf Lebensmittelmärkte mittlerer Größe (1.000 bis 2.000 m2) konzentrieren und deren Anzahl in den nächsten fünf Jahren verdoppeln. Die Supermärkte für den allgemeinen Gebrauch und die kleinen Lebensmittelgeschäfte hätten sich dagegen als immer weniger profitabel erwiesen (16. 5.).

„NPO“ (Non profit organisation) und „Borantia“ (Volonteer) werden als eingetragene Warenzeichen wieder aus dem Patentregister gelöscht. Der Verlag Kadokawa hatte diese zwei Zeitschriftentitel schützen lassen, aber das Patentamt (tokkyochô) gibt am 18. 5. mehreren NPOs recht, die ein Monopol auf die Verwendung dieser Titel für abwegig halten (19. 5.).

Die Mitsui-Sumitomo-Bank möchte sich durch bürgschaftsfreie, nach den Regeln der Förderung von Venture-Kapital vergebene Kredite zu einer Hochburg (gajô) für landwirtschaftliche Betriebe entwickeln. Für das erste Jahr ist an ein Volumen von 5 Mrd. ¥ gedacht (22. 5.).

Der für März 2006 geplante Börsengang der Tokyoter Börse (Tôkyô shôken torihikijo, Tokyo Stock Exchange, TSE) wird sich wegen Bedenken der Finanzbehörde (kinyûchô) bezüglich der Unparteilichkeit der Börsenaufsicht vermutlich verzögern (28. 5.).

Dem an der Jasdaq-Börse gelisteten Kontrollgeräte-Hersteller Nireco ist vom Landgericht Tôkyô untersagt worden, zur Abwehr einer feindlichen Übernahme zu der als poison pill bekannten Strategie einer Emission neuer Aktien zu greifen. Das Management hatte gegen das Votum der Aktionärshauptversammlung eine Neuemission angekündigt, die einen Kursverfall zur Folge gehabt hätte, wogegen ein Großaktionär, eine Investmentfirma mit Sitz auf den Kaimaninseln, geklagt hatte (2. 6.).

Der seit 1994 auf vier Firmen – Vodafone KK, KDDI, Tu-Ka (mit KDDI verbunden) und der mit Abstand größte Wettbewerber NTT DoCoMo – beschränkte Mobilfunkmarkt wird sich nach dem Willen der Regierung bald vergrößern. Sie wird zwei bisher selbst genutzte Breitbänder mit den Frequenzen 1,7 und 2 Gigahertz den Unternehmen Softbank BB und eAccess für verschiedene Mobilfunkangebote der dritten Generation zur Verfügung stellen (3. 6.).

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Das Oberlandesgericht Fukuoka hat am 16. 5. im Streit um die Trockenlegung der Isahaya-Bucht (Präf. Nagasaki) (vgl. ASD Nr. 209, Jan. 2001; Nr. 226, Nov. 2001; Nr. 235, Apr. 2002; Nr. 285, Sep. 2004; Nr. 298, Jan. 2005) die einstweilige Verfügung des Landgerichts Saga aufgehoben. Damit können die Bauarbeiten des Ministeriums für Land-, Forst- und Wasserwirtschaft weitergehen, die weitgehend abgeschlossen sind und bis jetzt 246 Mrd. ¥ verschlungen haben. Die Fischer an den Küsten der Ariake-See, die das Gericht nicht davon überzeugen konnten, daß durch die Arbeiten ihre Algenerträge beeinträchtigt werden, werden nun anstelle einer Berufung beim Obersten Gericht auf dem Wege der Verwaltungsklage die Öffnung der Schleusen fordern (17. 5.).

Mitsubishi Shôji und sieben andere japanische Ölfirmen werden bis Ende 2008 zusammen mit BP in einem Gasfeld im indonesischen Papua für 6 Mrd. Dollar eine Flüssiggas (Liquid Natural Gas)-Anlage errichten. Nach der Anlage Sachalin 2 (vgl. ASD Nr. 275, S. 10) wird sie das zweitgrößte Volumen besonders für amerikanische und chinesische Abnehmer fördern (30. 5.).

Das Oberste Gericht urteilt am 30. 5. in einem zwanzig Jahre anhängigen Verwaltungsprozeß in Revision eines Urteils des Oberlandesgerichts Nagoya, daß die Betriebsgenehmigung des Schnellen Brüters Monju, der 1995 nach einer Havarie stillgelegt wurde, zu Recht erteilt worden ist. Im Prinzip ist damit einer Wiederinbetriebnahme der Weg bereitet, aber die Brütertechnologie gilt inzwischen nicht nur aufgrund von Sicherheitsbedenken, sondern auch ihrer prohibitiv hohen Kosten wegen als kaum noch realisierbar (31. 5.).

[Illustration, nicht aufgenommen]

Shiritoko im Nordosten von Hokkaidô (shirietoku bedeutet in der Sprache der Ainu „oberste Spitze des Landes“) (s. ASD Nr. 265, S. 17) wird nach einer Verlautbarung Umweltminister Koikes am 31. 5. von der World Conservation Union (IUCN) im Juli der UNESCO zur Aufnahme in das Register des Weltnaturerbes vorgeschlagen werden. In dieses Register wurden 1993 bereits die südlich von Kagoshima gelegene Insel Yakushima und das Shirakami-Gebirge an der Grenze der Präfekturen Akita und Aomori aufgenommen (vgl. ASD Nr. 12, S. 39; Nr. 42, S. 25) (1. 6.).

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30 bis 40 % der Lehrer an Schulen für blinde, taube oder behinderte Kinder besitzen nicht die dafür eigentlich erforderliche Qualifikation. Das Ministerium für Kultur und Wissenschaft hat Klagen der Verbände darüber zum Anlaß genommen, eine generelle Reform in Angriff zu nehmen, die die bisherige Separierung der Kinder nach den verschiedenen Arten der Lernbehinderung durch eine einheitliche Qualifikation der Lehrer für Schulen mit besonderer Unterstützung (tokubetsu shien gakkô) beenden soll (15. 5.).

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Der Online-Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Science zufolge ist es südkoreanischen Forschern gelungen, aus den Körperzellen von neun Patienten Embryos zu klonen und aus ihnen elf embryonale Stammzellenhaufen (haisei kansaibô, ES [embryonic stem] saibô) zu erzeugen, die zur Bildung abstoßungsarmer Zellhaufen und Organe für diese Patienten verwendet werden können (20. 5.).

Am Universitätsklinikum der Medizinischen Hochschule für Frauen Tôkyô (Tôkyô joshi idai) wird am 7. 5. einem 46-jährigen Mann, der an schwerer Herzinsuffizienz leidet, eine neu entwickelte, „Evaheart“ (vielleicht entfernt verwandt mit engl. ever) genannte zusätzliche Herzkreislaufpumpe eingesetzt. Sie ist nur faustgroß und leichter als die bisher aus dem Ausland bezogenen Pumpen (26. 5.).

Am 27. 5. beginnt eine mehrteilige Serie über die Situation der medizinischen Versorgung (27.-1. 6.).

Das Ministerium für Kultur und Wissenschaft gibt den Start eines jährlich mit 10 Mrd. ¥ dotierten Zehn-Jahres-Programms zur Proteinanalyse (tanpakushitsu no kaiseki) im nächsten Jahr bekannt. Japan, das in der diesbezüglichen Grundlagenforschung schon einen weltweiten Spitzenplatz einnehme, strebe dadurch auch in der anwendungsorientierten Forschung und der Entwicklung neuer Medikamente gegen Krebs, Diabetes und Herzkrankheiten eine Führungsposition an (29. 5.).

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Terebi Asahi wird das WM-Qualifikationsspiel zwischen Japan und Nordkorea, das am 8. Juni in Bangkok „ohne Publikum“ stattfinden wird, live übertragen und eine außerordentlich große Zahl von Mikrofonen einsetzen, um jedes Geräusch – von Anweisungen der Trainer über Reaktionen der Spieler bis zum Treten des Balles – einzufangen. Der Sender ist überzeugt, daß die Spieler sich angesichts der ungewöhnlichen Stille, die im Stadium herrschen werde, der Tatsache, daß jedes ihrer Worte über den Äther gehen werde, bewußt sein und sich daher aller „unangemessenen“ (fusawashikunai) Äußerungen enthalten würden (14. 5.).

Drei Fotos zeigen die ein Jahr vor Beginn der Fußballweltmeisterschaft fertiggestellte „Allianz-Arena“ in München (19. 5.).

In der Pazifik-Liga siegt der Baseball-Verein Rakuten Eagles am 26. 5. über die Chûbu Dragons und damit zum dritten Mal in Folge (27. 5.).

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Der Einbau des ATS-P-Systems (vgl. ASD Nr. 293, S. 11), der vermutlich ein Zugunglück wie das vom 25. April in Amagasaki unmöglich gemacht hätte, ist, wie jetzt bekannt wurde, von JR West deshalb noch nicht vorgenommen worden, weil die Einführung eines anderen Systems zur Durchrechnung neuer Fahrpläne im Falle von Verspätungen auf den Strecken Tôkaidô und Sanyôsen eine höhere Priorität hatte (16. 5.). Der Ausschuß für Flugzeug- und Eisenbahnunfälle des Ministeriums für Landesplanung und Verkehr wird in seinem Bericht eine ausführliche Analyse der Faktoren vornehmen, durch die viele der Passagiere den Unfall mit dem Leben bezahlten, andere aber nicht (survival factors) (17. 5.). Man prüfe eine Verstärkung der Wagenwände (19. 5.). Mehrere Passagiere, die in den hinteren Wagen un- oder leichtverletzt blieben, haben Fotos von dem Unfallort gemacht (18. 5.). Das Ministerium für Landesplanung und Verkehr beauftragt JR West, bis zum nächsten März eine gründliche Überholung der Fahrpläne vorzunehmen. Ein solches Vorgehen ist außergewöhnlich, da üblicherweise die Fahrplangestaltung den einzelnen Gesellschaften überlassen wird (24. 5.) Ide Masataka, Berater von JR West und maßgeblich an der Privatisierung der japanischen Eisenbahn ab 1987 beteiligt, kritisiert die Überreste des alten staatlichen „Systems der Unverantwortlichkeit“ (musekinin taishitsu) und einer mangelhaften Ausbildung der Zugführer in den verschiedenen bei einer Schicht anfallenden Aufgaben (nikkin kyôiku) (25. 5.). Einen Monat nach dem Unfall besucht JR-West-Präsident Kakiuchi Takeshi den Unglücksort zur Abhaltung einer Schweigeminute (mokutô) (26. 5.). Auf einer Vorstandssitzung von JR West am 26. 5. wird „intern“ (naitei) verabredet, daß der erwähnte Berater Ide und zwei weitere Manager bei der am 23. 6. stattfindenden Aktionärshauptversammlung die Mitverantwortung für das Unglück übernehmen und zurücktreten werden. Präsident (shachô) Kakiuchi und Firmenpräsident (kaichô) Nanya Shôjirô, deren Ämter momentan ruhen, werden die Schadensersatzansprüche regeln und Maßnahmen zur Verhinderung der Wiederholung eines solchen Unglücks einleiten und erst dann zurücktreten (27. 5.). JR West legt dem Minister für Landesplanung und Verkehr am 31. 5. eine Aufstellung der zur Erhöhung der Sicherheit geplanten Maßnahmen mit einem Investitionsvolumen von 60 Mrd. ¥ vor. Der ab März gültige Fahrplan soll lockerer getaktet, ATS überall eingeführt und die Zugführerausbildung überholt werden (1. 6.).

In Tagajô (Präf. Miyagi) rast am 22. 5. morgens um 4 Uhr 15 ein Firmenangestellter, der offenbar angetrunken war und eine rote Ampel übersehen hatte, in einen Bus. Drei 15-jährige Oberschüler sterben, 22 Personen werden verletzt (23. 5.).

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Am Ende des 21. Jahrhunderts wird die durchschnittliche Temperatursteigerung von 2,7 Grad tiefgreifende Auswirkungen u. a. auf die Wassermengen der großen Ströme der Welt haben. Eine Forschergruppe der Organisation zur Förderung von Wissenschaft und Technik (Kagaku gijutsu shinkô kikô) und des Wetteramtes (Kishôchô) schätzt, daß z. B. die Wassermenge des Euphrat um 41 % ab-, die des Ganges um 15 % zunehmen wird. Kriegerische Auseinandersetzungen um das Wasser seien zu befürchten (13. 5.).

Ursächlich für die Rekordzahl von Taifunen, die im letzten Jahr in Japan „landeten“ (jôriku), war, wie eine Forschergruppe des Wetteramtes herausgefunden hat, eine starke westliche Windströmung im Gebiet östlich der Philippinen etwa in Höhe des Äquators (15. 5.).

Prinzessin Sayako wird am 15. Nov. im Kaiserlichen Hotel in Tôkyô heiraten (19. 5.).

Akiyama Kôtarô wird als Präsident des Asahi-Shimbun-Verlags Hakoshima Shin’ichi ablösen, der dem Verlag als Beratender Direktor (torishimariyaku sôdanyaku) erhalten bleibt (28. 5.).

Matsue Akihiko (42), ein Chauffeur aus Kitagata (Präf. Saga), wird aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Er stand im Verdacht, drei Frauen ermordet zu haben, die in den Jahren 1987, 88 und 89 verschwunden und deren Leichen 1989 gefunden worden waren (11. 5.). Die Nationale Polizei wird im August die seit Dezember 2004 an Tatorten gesammelten genetischen Informationen in einer landesweiten Datenbank zusammenführen, um Wiederholungstäter besser überführen zu können (2. 6.). (Frank Böhling)